Helmut Sell ist Schiedsrichter des Jahres im KFV RD-ECK
Liebe Freunde u. Fans des Fußballs und der pfeifenden Zunft!
„And the winner is …Helmut Sell!“ Diese Auszeichnung hat er sich verdient, sie ist auch nicht vergleichbar mit dem Ehren-Oscar für das Lebenswerk. „Vorteil ist wenn ich pfeife, meine Herren!“, „Spiiiiieelen“ oder „Der Ball ruht“ sind z.B. die eloquenten Ansagen des freundlichen Sportmanns mit der Pfeife, der im Holtseer Waldstadion bekannter ist als Walter Eschweiler oder Bibiana Steinhaus. Hier ein kleiner FuPa-Beitrag…
Helmut Sell (SSV Nindorf), seit dem 16. März 1981 Schiedsrichter im Verbandsbereich des KFV Rendsburg-Eckernförde, war im Borgstedter Lindenhof sichtlich überrascht. Der 74-jährige Büdelsdorfer, drittältester Unparteiischer des KFV, wurde zum Schiedsrichter des Jahres 2017 gewählt. „Das war für mich eine Überraschung. Es freut mich, dass der Schiedsrichter-Ausschuss sich für mich entschieden hat“, ist der Ex-Torwart von Vineta Audorf, Eintracht Rendsburg und Hockey-Torwart des Rendsburger TSV etwas stolz auf sich.
Sell pfeift zwar nicht höherklassig, dennoch gilt er auf den Fußballfeldern im Kreisgebiet als eine Institution. Wenn Sell pfeift, kann nichts schief gehen, heißt es bei den Vereinen. Dieses Image hat sich der 74-jähirge mit seiner Art zu pfeifen erarbeitet. Sein Motto, mehr sehen als hören. „Damit bin ich gut gefahren. Das haben die Spieler gespürt, und dadurch habe ich nie Ärger auf dem Platz bekommen. Ich habe den Spielern den nötigen Respekt entgegengebracht und sie mir.“
Ein weiterer wichtiger Baustein seiner Schiri-Laufbahn: Sell sieht sich als Moderator bei der Spielleitung. Sofern erforderlich, gibt es aber auch Ansagen, dem meist flotte Sprüche des energisch und umsichtig pfeifenden „schwarzen Mannes“ zugrunde liegen. So versucht er aufeinander losgehende Streithähne mit der Frage „Wollt ihr Fußballspielen oder gleich zum Duschen gehen?“ zu besänftigen. „Die Spieler haben sich natürlich immer für das Fußballspielen entschieden. Schon war Ruhe auf dem Platz“, sagt Sell, der viele kritische Situationen auch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zu lösen wusste.
Dafür sprechen auch seine nur etwa zehn Platzverweise während seiner Laufbahn. „Fingerspitzengefühl eignet man sich erst im Laufe der Jahre an. Das ist einen auch ein wenig in die Wiege gegeben und steht in keinem Lehrbuch“, bemerkt Sell, der es pro Saison auf rund 60 Spiele bringt. Für die jeweiligen Schiedsrichter-Ansetzer war und ist Helmut Sell ein Segen. Er ist auch kurzfristig bereit, eine Spielleitung zu übernehmen. Ehefrau Ursula muss dann schon mal zurückstehen. „Meine Schiedsrichter-Tasche ist immer gepackt. Ich bin immer auf dem Sprung. Das wissen wohl auch die Schiedsrichter-Ansetzer. Pfeifen ist nun mal mein Leben. Da wird man durch viele unterschiedliche Situationen auch geistig gefordert“, sagt der Schiri-Veteran, der sich keinesfalls als „Gott in Schwarz“ sieht. „Ein guter Schiedsrichter sollte unauffällig sein und sich nicht wichtig nehmen“.
Wichtig ist für Helmut Sell auch, dass alle Spieler gesund vom Platz gehen. Das sei er den Kickern einfach schuldig. Er selbst wurde in seiner bisherigen Laufbahn zweimal „abgeschossen“ (Anm. von SVH-Finder. vermutlich beide Male in Holtsee). Der Ball traf ihm am Kopf. „Mir war schwummerig. Ich konnte nicht aufstehen und hatte einen Tag danach noch Kopfschmerzen. Die Spiele aber habe ich zu Ende gepfiffen.“
Im Laufe seiner 37-jährigen Schiri-Zeit, die der Landesverband mit der goldenen Ehrennadel würdigte, macht ihm die Entwicklung auf dem Spielfeld jedoch Sorgen. Der Ton und das Verhalten von Spielern, Trainern und Zuschauern sei erheblich rauher geworden. Es werde zu viel an den Leistungen der Schiedsrichter kritisiert. So wundere es nicht, dass junge Schiedsrichter schnell die Lust am Pfeifen verlieren. Allerdings sei dem Nachwuchs auch zu empfehlen, die Flinte nicht so schnell ins Korn zu werfen, meint Sell.
Ans Aufhören denkt er nicht. Er wird weiter in der Kreisklasse B und in der verbandsliga der Frauen pfeifen. Sell verfolgt auch das Schiri-Wesen auf Bundesliga-Ebene. Dabei ist er nicht unbedingt vom Video-Beweis überzeugt. „Die Schiedsrichter werden dadurch zu sehr eingeengt“, meint Sell. Deshalb fühlt er sich auf Kreisebene auch pudelwohl – da hat er allein die Entscheidungen zu treffen.
Quelle: FuPa.net sh:z das medienhaus – Januar 2018
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