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Liebe Freunde u. Fans des Fußballs,

ein großes Ereignis wirft seine Schatten voraus – die WM. Wie bereits in den Jahren zuvor, ist Public Viewing im Sportheim angesagt. Vorher ein paar Worte vom zukünftigen BVB-Coach. Viel Spaß bei der Lektüre…

„Deutschland ist kein Favorit“ Lucien Favre schreibt in seiner letzten Kolumne über seinen Start beim BVB, Toni Kroos und die WM – von Lucien Favre

Eine traurige Nachricht gleich vorweg: Leider wird dies meine letzte Kolumne für Ihre Zeitung sein. In der nächsten Saison werde ich bekanntlich wieder in der Bundesliga arbeiten und möchte mich voll und ganz dieser großen Aufgabe widmen. Ich freue mich riesig darauf, wieder nach Deutschland zurückzukehren, und bin sehr dankbar, dass ich mit dem BVB einen der spannendsten Vereine Europas übernehmen darf. Ich möchte diese Herausforderung seriös und mit Herzblut angehen.

Es hat mir wirklich viel Spaß gemacht, an dieser Stelle über Fußball zu schreiben. Zum Abschluss möchte ich mich mit der Weltmeisterschaft in Russland, den Chancen der deutschen Mannschaft und Toni Kroos beschäftigen.

Ich verfolge den Weg von Toni Kroos schon seit langer Zeit, und er ist bereits seit Jahren zu einem absoluten Topspieler gereift. Er hat sich damals entschieden, den FC Bayern zu verlassen, und seitdem mit Real Madrid fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Toni Kroos gehört für mich zu den besten Spielern der Welt.

Was Kroos auszeichnet? Er gibt der Mannschaft Gleichgewicht und kann eigentlich alles. Er verliert so gut wie nie den Ball, spielt kaum Foul, hat eine unglaubliche Spielintelligenz, schießt Ecken und Freistöße. Und er harmoniert perfekt mit Luca Modric – so ein kongenieales Duo gibt es wohl in keinem anderen Team weltweit.

Kroos wird auch eine zentrale Rolle in der Nationalelf einnehmen und dort ebenfalls den Takt angeben. Erfahrungsgemäß war Deutschland bei den großen Turnieren immer da, dennoch sind sie in Russland für mich nicht der Favorit.

Man darf nicht vergessen, welche Erfahrung und Qualität nach 2014 verloren ging – ich denke an Philipp Lahm, an Bastian Schweinsteiger, an Miroslav Klose oder auch Per Mertesacker und Benedikt Höwedes. Das zu kompensieren ist schwierig, auch wenn Deutschland natürlich wieder eine sehr gute Elf hat. Was mich am meisten beeindruckt, ist, dass Joachim Löw immer großen Wert darauf legt, Fußball aktiv spielen zu lassen – egal gegen welchen Gegner. Doch auch Deutschland wird merken, wie schwierig es ist, als Titelverteidiger in eine WM zu gehen-das hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt.

Diesen einen, großen Favoriten auf den Titel gibt es für mich in diesem Jahr ohnehin nicht. Sicherlich hat Frankreich eine unglaubliche Qualität, allerdings müssen sie beweisen, dass sie auch eine Mannschaft sind-denn darum geht es bei einem Turnier. Auch Spanien und Brasilien zählen zum Favoritenkreis, Belgien hat für mich Außenseiterchancen.

Wie viele meiner Kollegen bin ich der Meinung, dass der Fußball am Limit ist. Nach so einer langen Saison besteht immer die Gefahr, dass die Topspieler am Ende ihrer Kräfte sind. Vor allem diejenigen, die bis zuletzt in der Champoins League im Einsatz waren.

Dennoch freue ich mich sehr auf die WM. Ich erwarte tolle, ausgeglichene Spiele, auch einige Überraschungen. Und ich drücke Jogi Löw und Deutschland die Daumen, dass sie es tatsächlich schaffen, den Titel zu verteidigen.

Quelle: KN-Sport vom 30. Mai 2018 – Kolumne

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