SVH-Magazin

Anhänger oder Kunde?

In den zahlreichen Fernsehinterviews nach irgendwelchen Fußballspielen wird immer wieder betont: „Toll, das wir so viele Fans haben“. Das ist ja auch klar. Ohne den Zuschauerboom wäre in den höchsten Klassen ein Profifußballer unvorstellbar. Aber Liebe zu einem hochklassigen Verein kann teuer sein. Diverse Fanartikel hier, Eintrittskarten dort, Bazahlfernsehen hier und und und. Da muss man sich als Profifussballer ja auch fast bedanken. Ohne Fans, also kein fürstliches Gehalt bzw. eventuell kein Job. Der Job des Profifußballers ist aber auch ein Fulltime-Job. Trainingslager, Auswärtsfahrten, Training ohne Ende, ggf. EM und WM. Verständlich also, dass da ein ordentliches Gehalt her muss. Die körperliche Leistung liegt auf einem sehr hohen Niveau. Wer die Besten haben will, muss die Besten aber auch bezahlen können. Und wer das Geld nicht hat, muss sich was einfallen lassen. Umso erstaunlicher, dass kleinere Vereine aus wenig richtig viel machen. Beispiel: SC Freiburg. Der Traditionsverein aus Baden-Württemberg hat nie so richtig viel Kohle gehabt und steckt das, was er hat, in die Jugend. So entstand die Fußballschule, die für viele ein Vorbild wurde. „Not macht erfinderisch“ sagt einst der langjährige Trainer der Breisgauer. Oder schaut man auf Neuling Paderborn: 2. Spieltag: 3:0 für Paderborn beim Bundesliga-Dino HSV. Der HSV wäre wahrscheinlich in allen Belangen überlegen. Kader, Etat, usw. Nur halt auf dem Feld nicht.

Einige sprechen mittlerweile von „der Besten Liga der Welt“. Finanziell steht es auf soliden Beinen. Das ist in anderen Ländern und Ligen nicht (mehr) der Fall. Aber es ist gewollt. Denn alles hängt vom sogenannten Anhänger ab. Anhänger einer AG bzw. GmbH oder oder oder. Reine Vereine sind das schon lange nicht mehr. Denn Fußball ist auch Kommerz. Ziele erreichen mit hohem finanziellem Aufwand. Getragen von? Genau: Den Anhängern.

In jedem Unternehmen spricht man dort von „Kunden“. Kunden, die kaufen und erwerben. Nichts anderes geschieht im Fußball. Der „Verein“ erbringt eine Dienstleistung in Form moderner und attraktiver Unterhaltung. Der „Anhänger“ bezahlt das nötige Kleingeld. Boomt die Liga, boomen auch die Preise. Vereine mit kleinen Anhängerschaften haben es da schwerer im Wettbewerb, weil Ihre „Dienstleistung“ nicht für den gleichen Preis an den Mann kommt, als wie in einem Spitzenklub. Auch hier ist der Marktvergleich. Gleiche Produkte unterschiedlicher Qualität mit unterschiedlichen Preisen. Fußball ist aber natürlich mehr als nur nackte Finanzen. Fußball ist auch Leidenschaft. Manchmal auch eine Art Lebenseinstellung. Deshalb hat der Kunde eine Sonderstellung. Dies wird mit dem Begriff Fan oder Anhänger unterstrichen.

SVH-Magazin beleuchtet in unregelmäßigen Abständen das Geschehen auf Fußballplätzen. Und das, was sich daneben abspielt.

Share on Facebook
Bookmark the permalink.

Comments are closed.